Urwald, Dschungel, Tropenholz

Was hat die Sahara-Wüste mit dem Amazonas-Regenwald zu tun? Und was macht Tropenholz so edel? Finde die Antworten in diesem Beitrag.

Ist Regenwald wie Dschungel?

Natürlich kennst du Tarzan und Mogli. Beide leben im Dschungel und darunter verstehen wir ein undurchdringliches Pflanzendickicht. Ist so der tropische Regenwald? Nicht ganz. In Wirklichkeit wirst du mehr Probleme haben, dich quer durch einen heimischen Wald zu schlagen als durch den Regenwald. Der typische Primärwald ist nämlich nur an seinen Rändern, dort wo viele Pflanzen in die Sonne drängen, undurchdringlich. Innen im Wald gibt es zwar noch oben ein dichtes Blätterdach, aber nur wenige Pflanzen, die am Boden buschig wachsen. Die meisten Bäume streben schlank und ohne Verästelungen in die Höhe zum Licht. Wenn man nicht grade in eine Lianenschlaufe rennt oder über eine lange Wurzel stolpert, kann man also ziemlich bequem durch den Regenwald laufen. 

Trotzdem ist etwas dran am Dschungelbild von den Tropen. In Indien und Teilen Südostasiens (also dort, wo Mogli zu Hause ist) wird das Wetter stark vom Monsun geprägt. Dort gibt es jeweils über mehrere Monate anhaltende Regen- und Trockenzeiten. In der Trockenzeit verlieren die Bäume ihre Blätter und lassen so mehr Licht nach unten durch. Deshalb fällt der immergrüne Unterbewuchs ziemlich üppig aus. Man braucht dann tatsächlich eine Machete, um sich einen Weg zu bahnen.

Regenwalddickicht wie man es sich vorstellt (© GREEN BOOTS).

Ist jeder Regenwald ein Urwald?

Nicht jeder Regenwald ist ein Urwald und nicht jeder Urwald ist ein Regenwald. Denn als Urwald bezeichnet man generell einen Wald, der natürlich gewachsen und nicht von Menschen gestaltet oder gestört worden ist. So gibt es sogar in der Schweiz an zwei abgelegenen Orten noch Urwälder: der Fichten-Tannenurwald von Derborence im Kanton Wallis und der Fichtenurwald Scatlèbei Brigels im Kanton Graubünden. Es könnte in Europa noch mehr Urwälder geben, doch entweder wurden sie im Lauf der Jahrhunderte abgeholzt oder werden heute wirtschaftlich genutzt.

In den Tropen gibt es dagegen noch weite Flächen, die tatsächlich nie bewirtschaftet wurden. Man bezeichnet diese Urwälder auch als Primärwald – in Abgrenzung zum Sekundärwald, der dort wächst, wo ein Primärwald ganz oder teilweise gerodet wurde. Im Sekundärwald kommen ganz andere Pflanzen zum Zuge als im Primärwald, zum Beispiel der schnell wachsende Bambus. Wenn er wuchert, haben langsamere Urwaldriesen keine Chance. Dort, wo Primärwald verschwindet, wird deshalb nie wieder ein ähnlich vielfältiger Wald entstehen. Denn der Urregenwald ist ein kompliziertes Geflecht aus voneinander abhängigen Pflanzen und Tieren. Wenn der Primärwald einmal Löcher bekommt, lässt er sich kaum wieder flicken. Nur sehr, sehr kleine gerodete Flächen können vom ursprünglichen Wald zurückerobert werden.

Im Urwald von Scatlè (Graubünden, links) hat es viel Totholz (© Markus Bolliger). Der Urwald von Derborence liegt an einem Hang oberhalb des Sees von Derborence im Wallis (rechts © Harald Bugmann, ETH Zürich).

Was macht Tropenholz so edel?

Tropenbäume liefern ein sehr ebenmässiges, schönes Holz. Denn die Urwaldriesen wollen so schnell wie möglich zum Licht und wachsen deshalb extrem gerade. Sie verschwenden keine Zeit darauf, Äste auszubilden. Da es keine Jahreszeiten gibt, machen sie ausserdem keine Wachstumspausen. Anders als unsere heimischen Bäume bilden sie deshalb auch keine Jahresringe im Holz aus, die die Wachstumsphasen zeigen und an denen man das Alter der Bäume ablesen könnte. Man erhält Holz ohne unruhige Maserungen, ohne Astlöcher oder Verwachsungen. Hinzu kommt, dass Tropenholz meist sehr hart und widerstandsfähig ist. Hölzer wie Teak oder Bangkirai sind durch natürliche Harze quasi imprägniert.

Schon gewusst?

Ohne die Sahara-Wüste könnte der Amazonasregenwald nicht überleben. Denn die 5000 km entfernte Sahara liefert ihm wertvollen Dünger. Der Sahara-Sand enthält vor allem Phosphor, einen wichtigen Nährstoff für den Urwald. Israelische Forscher haben mithilfe von Satellitendaten ausgerechnet, dass Passatwinde jährlich 24 Millionen Tonnen Sand über den Atlantik wehen. Davon landet ungefähr ein Sechstel im Amazonasbecken.