Ein Wohnblock mit vielen Etagen

Neben den konstant hohen Temperaturen und mindestens zweitausend Liter Regen pro Quadratmeter ist die Gliederung der Vegetation in mehrere "Stockwerke" charakteristisch für Tropenwälder.

Die oberste Etage besteht aus vereinzelt stehenden sehr grossen Bäumen (Übersteher), die eine Höhe von 60 Metern erreichen können. Der bislang höchste Baum der Tropen wurde auf Borneo entdeckt und misst 89,5 m. Das ist fast so hoch wie die Freiheitsstatue in New York.

Darunter liegt das Kronendach bestehend aus der oberen und mittleren Baumschicht mit 15 bis 45 Meter hohen Bäumen. Im Kronendach leben unter anderem Affen, Schlangen, Baumfrösche und Vögel. Um die Äste ranken sich Lianen, Würgefeigen, Bromelien und Orchideen. In diesen obersten Schichten herrschen klimatische Verhältnisse wie in der Wüste: Die fast senkrecht stehende Sonne brennt erbarmungslos auf die Vegetation. Die Blätter der Bäume sind deshalb mit einer wachsartigen Schicht überzogen, um der starken Verdunstungskraft der Sonne entgegenzuwirken. 

In der weniger dicht bewachsenen Strauchschicht wird es dunkler und die Temperaturen bewegen sich um 25°C. Diese Schicht ist reich an Insekten wie Bienen, Stabheuschrecken, Ameisen, Käfern und Schmetterlingen, die als Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Vögeln und Reptilien dienen. Die Krautschicht erreicht nur noch etwa 1% des Sonnenlichts, es ist dunkel und windstill. Nur wenige Pflanzenarten können mit so wenig Licht auskommen. Elefanten, Gorillas, Jaguare, Gürteltiere, Tapire, Pekaris, Agutis, Schlangen und viele Laufvögel sind bekannte tierische Vertreter des Erdgeschosses.

Regenwälder zeichnen sich durch eine vertikale Struktur aus, die aus mehreren Schichten besteht. Dies nennt sich Stockwerkbau.

Der Stockwerkbau ist eine grobe Vereinfachung dieser komplexen Waldsysteme und weist je nach Regenwaldtyp unterschiedliche Charakteristika auf. Beispielsweise finden sich im lichteren Gebirgsregenwald eine Vielzahl von Sträuchern, Kräutern und Kletterpflanzen, während im Tieflandregenwald wegen des geringen Lichteinfalls nur wenig Unterwuchs zu erwarten ist.